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  • Samson Scherrer – ein Nesslauer Orgelbauer zieht nach Genf

    Dass Samson Scherrer (1698–1780), einer der wichtigsten schweizerischen Orgelbauer des 18.
    Jahrhunderts, der es sogar zu internationalem Ansehen bringt, aus Nesslau stammt, dürfte kaum
    noch bekannt sein – umso mehr der Veranlassung also, ihn wieder ins Bewusstsein eines kul-
    turhistorisch interessierten Publikums zurückzurufen.
    Gäbe es dafür einen stimmigeren Ort als die Kirche zu Nesslau? Ja und nein – denn
    einerseits ist Nesslau zwar Scherrers Geburtsort und Heimat aber andererseits bietet ihm das
    Toggenburg kaum orgelbauerische Perspektiven, was den etwa 25jährigen ambitionierten
    Kunsthandwerker dazu zwingt, das Tal zu verlassen. In beruflicher Mission wird er nie mehr
    zurückzukehren. Die im Toggenburg des 18. Jahrhunderts trüben Aussichten auf Orgelbauauf-
    träge, insbesondere für reformierte Orgelmacher, sind einerseits dem Umstand geschuldet, dass
    die zwar mehrheitlich reformierte Bevölkerung der Kontrolle und Willkür der Fürstabtei St.
    Gallen – mit dem Kloster Neu St. Johann als Aussenposten – ausgesetzt und die Installierung
    von Orgeln in den meist paritätisch genutzten Kirchen dem bestimmenden Fürstabt kein dring-
    liches Anliegen ist – im Gegenteil! Andererseits wirkt noch immer das von Zwingli verhängte
    Orgelverbot nach, das die Zürcher Obrigkeit weiterhin durchzusetzen versucht. Der «Orgelge-
    genwind» ist somit von den Wächtern beider Konfessionen – von den reformierten eher noch
    restriktiver als von den katholischen – zu verspüren. Einzig die «Sparte Hausorgelbau» bietet
    Aufträge. Dieser Bereich wird im Toggenburg beinahe ausschliesslich von Vater und Sohn
    Looser bewirtschaftet und von diesen auch selbstherrlich verteidigt.
    So ist erklärbar, dass Samson Scherrer – nach Höherem strebend, als Hausorgeln zu
    bauen – keine Spuren im Toggenburg hinterlässt und somit unserer kulturellen Wahrnehmung
    zu entschwinden droht.
    Der junge und offensichtlich unerschrockene Orgelbauer zieht nach Bern, wo er zusam-
    men mit einem Berufskollegen ohne Auftrag (!) ein grosses dreimanualiges Orgelwerk mit 33
    Registern errichtet. Seine Absicht ist es, dieses Instrument in der Neèw erbauwten Spithal Kir-
    chen (heute Heiliggeistkirche, unmittelbar beim Bhf. Bern) zu installieren, was aber vom Rat
    abgelehnt wird. Samson Scherrer – wohl empfindlich gedemütigt – bricht seine Zelte 1730 in
    Bern ab und reist noch weiter westwärts nach Lausanne, wo er die mitgebrachte Orgel in der
    Kathedrale endlich aufstellen darf. Dieses Instrument versieht bis 1901 seinen Dienst, bevor es
    einer Nachfolgeorgel (Kuhn 1903) weichen muss.

    Scherrer lässt sich ab etwa 1735 in Genf nieder, was nicht ganz nachvollziehbar scheint,
    denn in der calvinistisch geprägten Stadt ist die Zeit für Orgelbauten noch nicht reif. Erst 1756
    wird die Orgel wieder zugelassen und er weicht mit seinen Aktivitäten vorerst nach Frankreich,
    in die Region Dauphiné, aus. Nach der Aufhebung des Orgelverbots bietet sich ihm 1757 die
    Chance, in der Kathedrale St-Pierre die erste nachreformatorische Orgel der Stadt Genf zu er-
    richten. 1763 folgt eine zweite im Temple de la Fusterie.
    In den 1770er und 1780er Jahren wirkt Scherrers jüngster Sohn Nicolas (um 1747–
    1827) – auch er Orgelbauer aber wahrscheinlich hauptsächlich als Organist, Cembalist und
    Komponist tätig – an diesen beiden Kirchen. Es darf angenommen werden, dass sich der eben-
    falls zu dieser Zeit in Genf wirkende Geiger und Komponist Gaspard Fritz (1716–1783) und
    Nicolas Scherrer gekannt und vermutlich auch zusammengearbeitet haben, zumal die musika-
    lischen Aktivitäten in der Stadt Genf überschaubar gewesen sein müssen. Denn Charles Burney
    (1726–1814), der berühmte englische Musikwissenschaftler, der Genf 1770 besucht, schreibt
    dazu: «Man hört nur sehr wenig Musik hier: in den Theatern darf keine Musik gespielt werden;
    auch gibt es in den Kirchen keine Orgeln, ausser zweien [nämlich St-Pierre und Fusterie], die
    nur für die Begleitung von Psalmengesängen im reinsten Stil Jean Calvins benutzt werden; Herr
    Fritz, ein guter Komponist und ausgezeichneter Geiger, ist jedoch noch am Leben; er wohnt
    hier seit nahezu dreissig Jahren und ist allen englischen Musikliebhabern, die Genf während
    dieser Zeit besucht haben, sehr wohl ein Begriff.»
    Dass auch der damals etwa 23jährige Nicolas Scherrer hier tätig ist, scheint Burney nicht zur
    Kenntnis genommen zu haben – vermutlich steht der Sohn Samsons gleich in zweifacher Hin-
    sicht im Schatten: einerseits als Orgelbauer hinter seinem berühmten Vater und ältesten Bruder
    Louis (*1731 in Bern) und andererseits als Musiker in jenem seines 30 Jahre älteren und be-
    kannteren «Stadtkonkurrenten» Gaspard Fritz. Der Musikwissenschaftler Andreas Waczkat
    (MGG-online) bezeichnet Scherrers Kompositionen denn auch mit leicht despektierlichem
    Unterton als «handwerklich sauber gearbeitete Kammermusiken von eher kleinerem Zu-
    schnitt, deren Form noch an barocke Muster erinnert, deren Satz aber deutlich den galanten
    Stil anklingen lässt.» Immerhin kommt Scherrer die Ehre zu, zeitweilig den Erbprinzen Fried-
    rich Franz I. von Mecklenburg-Schwerin (1756/1785–1837) im Clavierspiel zu unterrichten.

    Markus Meier, 20. August 2021

    100_sekunden_orgelwissen_scherrer.pdf

  • Die Sammlung der Toggenburger Lieder gehört mit zu den bedeutenden Leistungen von Albert Edelmann.

    De Edelma hät 1906 als 20Jöhrige sini Schtell a de Gsamtschuel im Dicke obe aaträte.

    Schuelgeh hät er vo allem Anfang aa verschtande nöd bloss als Vermittle vo Kompezenze, wie da hüt Mode isch, sondern als Uftrag, bi de Chind de Sinn z’wecke för di eige Wält ond di iiheimisch Kultur und ihri Tradition.

    Er hät schnell gemerkt, villicht au scho gwüsst oder mindeschtens gschpürt, dass es nebet de grosse und akademisch bestimmte, eigetlich elitäre Kunscht und Musig au en eifacher gschtrickti Kultur ggeh hät, grad im Toggeburg, e Kultur, wo tüüf und unmittelbar mit em Läbe vo de Lüt verwachse gsi isch. Nöd höchgschtoche im Aaschpruch, deför ächt und warmherzig. Zom Bischpil ebe Lieder.

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  • ... oder vielleicht eher 100 Sekunden Gedanken, welche einem bergsteigenden Orgelbauer durch den Kopf gehen – sei es in der eher freizeitbezogenen, alpinen Umgebung, wie aber auch im Würgegriff des beruflichen Alltags – dann einfach im sakralen und orgelbauerischen Umfeld.

    Dabei stosse ich, wie so oft auch in den verschiedensten Gegebenheiten des Lebens, immer wieder auf Parallelen und Verbindungen.
    Es ist durchaus amüsant zu beobachten, welche Wörter sich in der lieben Welt mit dem Wort Orgel verbinden und damit die Orgel zuweilen recht weit von ihrem eigentlichen Wesen wegführen.

    Welche Kriterien sind es, welche unsere Assoziationen mit dem Instrument Orgel in Verbindung bringen?
    Möglicherweise ist es die Reihung ähnlicher Elemente nach einem gewissen Ordnumgsprinzip.

    Eben – ähnlich der Pfeifenreihen eines Orgelprospektes, oder eines Registers auf dem Pfeifenstock.
    Und solche Gebilde und Formationen finden sich an vielen Orten in der Natur.

    So auch in, und eben auch unter den Bergen.

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  • Ein organologisch komplexer Sachverhalt droht sich hinter diesen Termini zu verstecken, liegen doch assoziative Abwege, wie Verflixtera oder unterschwellig angedeutete Geschlechtlichkeit und schamhaft angedeutete Erotik sündhaft duftend in der Luft. Farbigkeit und Emotionalität werden mit besagter Begrifflichkeit in verschlüsselter Geheimniskrämerei an rätselnde Spieltischbetrachter impliziert; Sesquialtera – ein Wort mit sieben Siegeln, ein Ansporn für klangliche und andere Fantasien. Denn, und so viel sei vorweg genommen: Die Herkunft der Bezeichnung Sesquialtera für ein zweifaches Orgelregister, bestehend, und auf den Grundton bezogen, aus einer Quinten- und einer Terzenreihe, ist von der Musikwissenschaft bis heute nicht schlüssig geklärt, was den Weg für spekulative Deutungen umso mehr freilegt und legitimiert.

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  • zige – zigge – zicke – zeeke – zecku – zigle – ziggle - zegle – zeggle – ziggele – zeggele – zickle – zöikle – zeukle – zäikle – zeckle – zeukle – zeuggle – zoigle – zoiggle – zöögle – zööchle - zeeckerle - zööche – zööke - zöökle

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  • Über das Jahr 67 n. Chr. schrieb Sueton: „...transactaque raptimconsultatione, reliquam diei partem per organa hydraulica novi etignoti generis circumduxit..." Kaiser Nero hielt in aller Hast eine Beratung ab und verbrachte den Rest des Tages mit dem Studium einer hydraulischen Orgel von neuer und unbekannter Konstruktion. Erversicherte, dass er das alles im Theater vorführen wolle!

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  • Über das Jahr 67 n. Chr. schrieb Sueton: „...transactaque raptimconsultatione, reliquam diei partem per organa hydraulica novi etignoti generis circumduxit..." Kaiser Nero hielt in aller Hast eine Beratung ab und verbrachte den Rest des Tages mit dem Studium einer hydraulischen Orgel von neuer und unbekannter Konstruktion. Erversicherte, dass er das alles im Theater vorführen wolle!

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  • Ihr lieben kleinen und grossen Leute, welch wunderbare Musik hat mich andiesen gemütlichen Ort der Muse gelockt; ich konnte beim Vorbeigehendem Gwunder nicht widerstehen und besuche euch nun halt schon am 5.Dezember, denn ein Chlaus hat in diesen Tagen ja sooo viel zu tun. ImWald, da gibt es nicht nur Ruten zu binden, Chlaussäcke zu packen und den Esel zu füttern – im Winter muss auch Holz geschlagen werden; nicht nur für die Toggenburger Kachelöfen und Herde, nein auch für die Zimmerleute, Schreiner und Instrumentenbauer.

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  • Als Bräker ein kleiner Bub war, musste er jeweils in die Scheftenau hinunter, an der Hand seiner Grossmutter, mit in die Predigt. Dort gab es einen Mann, der vor allem weibliche Herzen ansprach, an sich zog, in Bann schlug und erbaute.

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  • Das Wort Orgel leitet sich ab vom griechischen organon (?ργανον órganon) und bedeutet Werkzeug. Ins lateinische abgeleitet heisst es auch ORGANUM. Werkzeug oder Hilfsmittel heisst lateinisch aber auch INSTRUMENTUM. Daraus erklärt sich die Formel: "Weles Instrument spielsch?", womit ein Musikinstrument gemeint ist. Wenden wir uns jetzt hin zu einem wichtigen Teil dieses Instrumentes: zu den Tasten.

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